Full text: Die Berliner Arbeiterbewegung von 1890 bis 1905

156 und 157. Aufklärungsflugblatt über die Gründe, die zum 
Bierboykott führten 
polizeilich tzisperrl werden Mllijte, den Boykott imrlprllch über 
We nnchst-d-nd-n sieben Brauereien: 
1. Schüühriß-Arimkm, AKt.-Sef., gKÜn (aaii Siasii.) 
-2. grautrn J. |#|polM. 
8, ßöhisllch!« fraiilioiis, gnm-ftf.ii. J&L, }.$nUu^. 
4 SküSrn gsrl «regst?, gerlia ©Mtr-grsaerti). 
5. fStains•franerei gutes, 
b. Spsnluui« KkrgHrMNki, nsm. 6. SSrtaM, gJrPtiii) 
bei LhsrlsÜkiidmg. 
7. Adiit«-8rsiIIsih»sI Sd]!og.Srnn«ti Sipite&trj. 
Arbeiter und Parteigenossen! 
" Nachdem uns der Äamvf einmal aufgedrängt ist. 
Vollen wie Venselb er, führen mit voller Kraft. Der 
Llnternehmerfrechhett soll ein Denkzettel ertheilt weroen, der 
ihr die Lust verleidet, die gesammle Arbeiterschaft in so -scham 
loser und frivoler Weise ohne jeden Anlaß zu provociren. 
Die Arbeiterschaft und die mit uns kympathiesirenden 
Kreise können nicht auf allen und jeden Biergenuß verzichten, 
sie können aber auf das Bier der Herren RäsiSe. 
Havvoldt und einiger ihrer Zannögevostcu. verzichten 
Arbeiter, Parteigenossen! Bedenkt, was aus dem Spiele 
steht. Der Brauerring hat den 5hamps provozirt, nicht um 
deS Bottcherstreiks. nicht um her Feier des ersten Mai willens. 
Dieser Vorgang mußte nur den Vorwand liefern für den 
»enge geplanten Angriff gegen die dem Unlernchmerlhum 
unbequeme Organisation der gesammten Brauern-Arbeiter. 
Der Brauerring leugiiSl zwar, daß der Angriff gegen 
'dir Arbeiter von langer Hand vorbereitet war. und doch ist 
di-S Thatsache. Theilt doch selbst daS offizielle Organ 
deS deal sehe» BrauerbundcS. die .Allgemeine Brauer- 
und Hopsen-Zeitung" in ihrer letzten Nummer folgenden 
charakteristischen Vorgang mit: 
.Einer der (dem Brcmespjng angehörenden) Direktoren 
antwortete den Mitgliedern der Kommission, die wegen 
ArbeitSentlassungeu vorstellig wurde, mir folgenden Worten: 
Meine Herren, uns ist eS egal, was Sic in Folge der 
Maßregelungen beginnen, wir sind auf einen Kamps mit 
der Arbeiterschaft vorbereitet, wir lasten es vorauf 
ankommen." 
Dasselbe Unternehmerorgan konstakirt auch, daß die 
^einzelnen Brauereien bereits vor dem lb. Mai eine Anzahl 
Gewerkschaftsmitglieder entlasten haben"; und weiter plaudert 
eL auch dir stille.Hoffnung der Herren vom Ring auS, indem 
fcß schreibt: .Die Mehrzahl der Arbeiter ist gar nicht geneigt, 
den Streik gut zu heißen. Dieö beweist die Haltung der 
Gewerkschoftskommission." 
Und dieser Unternehmerring, besten eigenes Organ schreibt, 
das; er vorbereitet sei,, es auf den Kampf ankommen zu 
lasten, hat den Muth, in seinen an dab Publikum gerichteten 
„Erklärungen" davon hu reden, daß er seine Maßnahmen 
gegen die Arbeiter »nur ungern und tu der Nothwehr" er- 
griffen habe. 
Kann man sich eine schamlosere Heuchelei denken? 
Der Unternehmer. Hochmuth hat 20 pCt. unschuldig, 
! Arbeiter auf dir Straße geworfen und broüloS gemocht, 
antworten wir darauf, indem wir doZ Bier der sieben unter 
Boykott gestellten Brauereien meiden. 
Wenn es gelingt —- und e3 wird gelingen, wir können 
cs ja aushalten — auch nur einen dieser sieben mürbe zu 
machen, so ist der Nirrg gesprengt and ver Sieg anscr. 
Arbeiter, Parteigenossen! Nicht leichtfertig ist unserseits 
der Kampf aufgenommen worden; unsere Vertreter suchten 
denselben zu vermeiden, indem sie dir an die äußerste Grenze 
der Nachgiebigkeit gingen, welche die Ehre der Arbeiter «rlaubte. 
Wir konnten nachgiebig sein, weil wir unS stark fühlten, 
jetzt, nachdem man uns zum Kampfe zwang, soll unsere Starke 
dem Gegner fühlbar werden. 
Den Unternehmerhochmulh gelüstet er danach, ein Exempel 
zu statuiren. Gut. wir sind dabei, da e3 sein muß. Wir 
wollen den Herren ein Tänzchen asssvielen, daß sie 
an ihre Beschlüsse vom 8. und «5. Mai 1894 zeit« 
lebend mit Schauern denke» fallen. 
Arbeiter, Parteigenossen, besonders aber auch Ihr Freuen 
j deS Proletariats, an Euch wenden wir un- mit der Auf- 
forderung, den Kampf gegen den Protzeuhochmukh mit aller 
Energie aufzunehmen. Bedenkt, daß man Hunderte von 
Familienväter, Proletarier wie Ihr, und ArbeitSbrüder in 
frechem Uebcrmulh auf die Straße geworfen hat. sie mit ihren 
Familien dem Hunger und Elende preisgiebt, ohne daß diese 
Ärmer, auch nur durch eine einzige Handlung Anlaß zu einer 
so grausamen Maßregel gegeben haben. 
Arbeiter, was dieses Mal den Branereiorbeiterv 
geschah, kann das nächste Mal gegen Euch iziszenirt 
werden. Gelänge es dieses Mal nicht, den frechen Angriff 
abzuschlagen, so lassen sich die Folgen nicht absehen. Des 
halb alle Mann auf die Schanzen! Kein Opfer wird 
von Erich verlangt, das Ihr nicht leicht zu bringen v-rmögr. 
Wir verlangen, daß die schuldlos am Arbeit und 
Brod gebrachten Arbeiter bedingungslos wieder iv 
ihre alten Arbeitsstellen ausgenommen werden. Um 
diese gewiß gerechte Forderung zu erzwingen, erwarten wir 
von Euch nur. daß Ihr bis zu deren Erfüllung daü Bier 
der sieben unter Boykott gestellten Brauereien meidet. 
Arbeiter, helft Eueren Brüdern, indem Ihr die Lokale 
mit bohkotlirlem Vier meidet. 
Arbeltersravcn bringt kein Flaschen-Bier inil Ha«-. 
daS aus einer boykottirten Brauerei stammt. 
.Hoch die Solidarität der Arbeiter! 
Nieder mit der Willkür des BrauerringS! 
Die Boykott-Kommission. 
3. Alle für die Boykott-Kommission bestimmten schriftlichen Mittheilungen sind an: I. Auer, 
L richten. — Plakate mit der Aufschrift: Trinkt kein doykottirtcS Bier! sind zu beziehen 
mmisüon: H. Gumpel. Berlin «0., Wein-Straße 31; Paul Hilpert, Rixvorf, kkarlsgarlen-S 
. PS- 
Straße 9, zu , . 
Boykott.Kommission: v . - =- .. „ • - _ ° - 
Berlin SO., Wränget-Straße 124; R. Millarg, Berlin NW., Lehrter Straße 22. 
Diese Plakate werden nur abgeben gegen den Nachweis, daß kein Ringbier ausgeschenkt wird. Dem Brauerring gehören an: 
Berlin SW., Katzbech. 
durch die Mitglieder der 
Straß, l; H. Mattulai. 
vorm. Patzenhoser, Berlin. 
Mtien-Brauerei, 
Aklten-Brauerci- 
Aktien-Brauerei-—. 
Attien-Gesellschaft Schloßbrauerei Schöneberg, Schöneberg. 
&. Bauer, Werder a. H. 
Bergschtob-Brauerei. Aktien-Gesellschast, Berlin. 
Berliner Bockbrauerei.Aktien-Gesellschaft, Berlin. 
Berliner Kronen-Braucrei-Aktien-Gesellschaft, Berlin. 
Berliner Unions-Brauerei. Berlin. 
Böhmisches Brauhaus, Komm.-Ges. a. Akt, «.Knoblauch. Berlin. 
Brauerei Oswald Berliner, Berlin. 
Brauerei Julius Bötzow. Berlin. 
Brauerei Borussia, Att.-Gesellsch., Niederschönw-ide b. Johannisthal. 
'Brauerei Carlsberg. Friedrich Reichmkron. Charlotleuburg. 
Brauerei Gambrinus. Aktien-Gesellschast. Charlottenburg. 
Brauerei Karl Gregory (Adler-Brauerei), Berlin. 
Brauerei F. Happoldt, Berlin. 
Brauerei Königsladt. Aklien-Gesellschasl. Berlin. 
Brauerei Psesterberg. vorm. Schneider & Hillia. Berlin. 
Brauerei A. Werm. Berlin. ^ 
Bürgerliche Brauerei. Berlin. 
Bürgerliches Brauhaus. Otto Müller. Berlin. 
C. Habei's Brauerei. Berlin. 
"F. W. Hoffinann. Werder a. H. 
Gebrüder Joiry, Berlin. 
Norddeutscve Brauerei. Aktien.Gesellschaft. Berlin. 
Rädeberger Export-Bierbrauerei. Pichelsdorf bei Svandau. 
Schultheiß' Brauerei, Aktien - Gesellschaft. Berlin (und Tivoli) 
Spandauerberg-Branerci vormals C. Bechmann. W-llend bei 
Dereiadbranerei Rixdorf. sThartottenburg. 
BersuchS und Lehrbrauerei. Berlin. 
Vicloria-Drauerei. Akllen-Gescllscdaft, Berlin. 
Brauerei Wilhelmshöde, E. Lehmann. Berlin. 
Germania-Brauerei, David & Marlin, Berlin. 
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^verantwortlich für Redaktion und Verlag: H. Mattutat, Berlin 80., Wrangek-Str. 124. — Druck von Max Bading, Berlin SW.
	        
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