156 und 157. Aufklärungsflugblatt über die Gründe, die zum
Bierboykott führten
polizeilich tzisperrl werden Mllijte, den Boykott imrlprllch über
We nnchst-d-nd-n sieben Brauereien:
1. Schüühriß-Arimkm, AKt.-Sef., gKÜn (aaii Siasii.)
-2. grautrn J. |#|polM.
8, ßöhisllch!« fraiilioiis, gnm-ftf.ii. J&L, }.$nUu^.
4 SküSrn gsrl «regst?, gerlia ©Mtr-grsaerti).
5. fStains•franerei gutes,
b. Spsnluui« KkrgHrMNki, nsm. 6. SSrtaM, gJrPtiii)
bei LhsrlsÜkiidmg.
7. Adiit«-8rsiIIsih»sI Sd]!og.Srnn«ti Sipite&trj.
Arbeiter und Parteigenossen!
" Nachdem uns der Äamvf einmal aufgedrängt ist.
Vollen wie Venselb er, führen mit voller Kraft. Der
Llnternehmerfrechhett soll ein Denkzettel ertheilt weroen, der
ihr die Lust verleidet, die gesammle Arbeiterschaft in so -scham
loser und frivoler Weise ohne jeden Anlaß zu provociren.
Die Arbeiterschaft und die mit uns kympathiesirenden
Kreise können nicht auf allen und jeden Biergenuß verzichten,
sie können aber auf das Bier der Herren RäsiSe.
Havvoldt und einiger ihrer Zannögevostcu. verzichten
Arbeiter, Parteigenossen! Bedenkt, was aus dem Spiele
steht. Der Brauerring hat den 5hamps provozirt, nicht um
deS Bottcherstreiks. nicht um her Feier des ersten Mai willens.
Dieser Vorgang mußte nur den Vorwand liefern für den
»enge geplanten Angriff gegen die dem Unlernchmerlhum
unbequeme Organisation der gesammten Brauern-Arbeiter.
Der Brauerring leugiiSl zwar, daß der Angriff gegen
'dir Arbeiter von langer Hand vorbereitet war. und doch ist
di-S Thatsache. Theilt doch selbst daS offizielle Organ
deS deal sehe» BrauerbundcS. die .Allgemeine Brauer-
und Hopsen-Zeitung" in ihrer letzten Nummer folgenden
charakteristischen Vorgang mit:
.Einer der (dem Brcmespjng angehörenden) Direktoren
antwortete den Mitgliedern der Kommission, die wegen
ArbeitSentlassungeu vorstellig wurde, mir folgenden Worten:
Meine Herren, uns ist eS egal, was Sic in Folge der
Maßregelungen beginnen, wir sind auf einen Kamps mit
der Arbeiterschaft vorbereitet, wir lasten es vorauf
ankommen."
Dasselbe Unternehmerorgan konstakirt auch, daß die
^einzelnen Brauereien bereits vor dem lb. Mai eine Anzahl
Gewerkschaftsmitglieder entlasten haben"; und weiter plaudert
eL auch dir stille.Hoffnung der Herren vom Ring auS, indem
fcß schreibt: .Die Mehrzahl der Arbeiter ist gar nicht geneigt,
den Streik gut zu heißen. Dieö beweist die Haltung der
Gewerkschoftskommission."
Und dieser Unternehmerring, besten eigenes Organ schreibt,
das; er vorbereitet sei,, es auf den Kampf ankommen zu
lasten, hat den Muth, in seinen an dab Publikum gerichteten
„Erklärungen" davon hu reden, daß er seine Maßnahmen
gegen die Arbeiter »nur ungern und tu der Nothwehr" er-
griffen habe.
Kann man sich eine schamlosere Heuchelei denken?
Der Unternehmer. Hochmuth hat 20 pCt. unschuldig,
! Arbeiter auf dir Straße geworfen und broüloS gemocht,
antworten wir darauf, indem wir doZ Bier der sieben unter
Boykott gestellten Brauereien meiden.
Wenn es gelingt —- und e3 wird gelingen, wir können
cs ja aushalten — auch nur einen dieser sieben mürbe zu
machen, so ist der Nirrg gesprengt and ver Sieg anscr.
Arbeiter, Parteigenossen! Nicht leichtfertig ist unserseits
der Kampf aufgenommen worden; unsere Vertreter suchten
denselben zu vermeiden, indem sie dir an die äußerste Grenze
der Nachgiebigkeit gingen, welche die Ehre der Arbeiter «rlaubte.
Wir konnten nachgiebig sein, weil wir unS stark fühlten,
jetzt, nachdem man uns zum Kampfe zwang, soll unsere Starke
dem Gegner fühlbar werden.
Den Unternehmerhochmulh gelüstet er danach, ein Exempel
zu statuiren. Gut. wir sind dabei, da e3 sein muß. Wir
wollen den Herren ein Tänzchen asssvielen, daß sie
an ihre Beschlüsse vom 8. und «5. Mai 1894 zeit«
lebend mit Schauern denke» fallen.
Arbeiter, Parteigenossen, besonders aber auch Ihr Freuen
j deS Proletariats, an Euch wenden wir un- mit der Auf-
forderung, den Kampf gegen den Protzeuhochmukh mit aller
Energie aufzunehmen. Bedenkt, daß man Hunderte von
Familienväter, Proletarier wie Ihr, und ArbeitSbrüder in
frechem Uebcrmulh auf die Straße geworfen hat. sie mit ihren
Familien dem Hunger und Elende preisgiebt, ohne daß diese
Ärmer, auch nur durch eine einzige Handlung Anlaß zu einer
so grausamen Maßregel gegeben haben.
Arbeiter, was dieses Mal den Branereiorbeiterv
geschah, kann das nächste Mal gegen Euch iziszenirt
werden. Gelänge es dieses Mal nicht, den frechen Angriff
abzuschlagen, so lassen sich die Folgen nicht absehen. Des
halb alle Mann auf die Schanzen! Kein Opfer wird
von Erich verlangt, das Ihr nicht leicht zu bringen v-rmögr.
Wir verlangen, daß die schuldlos am Arbeit und
Brod gebrachten Arbeiter bedingungslos wieder iv
ihre alten Arbeitsstellen ausgenommen werden. Um
diese gewiß gerechte Forderung zu erzwingen, erwarten wir
von Euch nur. daß Ihr bis zu deren Erfüllung daü Bier
der sieben unter Boykott gestellten Brauereien meidet.
Arbeiter, helft Eueren Brüdern, indem Ihr die Lokale
mit bohkotlirlem Vier meidet.
Arbeltersravcn bringt kein Flaschen-Bier inil Ha«-.
daS aus einer boykottirten Brauerei stammt.
.Hoch die Solidarität der Arbeiter!
Nieder mit der Willkür des BrauerringS!
Die Boykott-Kommission.
3. Alle für die Boykott-Kommission bestimmten schriftlichen Mittheilungen sind an: I. Auer,
L richten. — Plakate mit der Aufschrift: Trinkt kein doykottirtcS Bier! sind zu beziehen
mmisüon: H. Gumpel. Berlin «0., Wein-Straße 31; Paul Hilpert, Rixvorf, kkarlsgarlen-S
. PS-
Straße 9, zu , .
Boykott.Kommission: v . - =- .. „ • - _ ° -
Berlin SO., Wränget-Straße 124; R. Millarg, Berlin NW., Lehrter Straße 22.
Diese Plakate werden nur abgeben gegen den Nachweis, daß kein Ringbier ausgeschenkt wird. Dem Brauerring gehören an:
Berlin SW., Katzbech.
durch die Mitglieder der
Straß, l; H. Mattulai.
vorm. Patzenhoser, Berlin.
Mtien-Brauerei,
Aklten-Brauerci-
Aktien-Brauerei-—.
Attien-Gesellschaft Schloßbrauerei Schöneberg, Schöneberg.
&. Bauer, Werder a. H.
Bergschtob-Brauerei. Aktien-Gesellschast, Berlin.
Berliner Bockbrauerei.Aktien-Gesellschaft, Berlin.
Berliner Kronen-Braucrei-Aktien-Gesellschaft, Berlin.
Berliner Unions-Brauerei. Berlin.
Böhmisches Brauhaus, Komm.-Ges. a. Akt, «.Knoblauch. Berlin.
Brauerei Oswald Berliner, Berlin.
Brauerei Julius Bötzow. Berlin.
Brauerei Borussia, Att.-Gesellsch., Niederschönw-ide b. Johannisthal.
'Brauerei Carlsberg. Friedrich Reichmkron. Charlotleuburg.
Brauerei Gambrinus. Aktien-Gesellschast. Charlottenburg.
Brauerei Karl Gregory (Adler-Brauerei), Berlin.
Brauerei F. Happoldt, Berlin.
Brauerei Königsladt. Aklien-Gesellschasl. Berlin.
Brauerei Psesterberg. vorm. Schneider & Hillia. Berlin.
Brauerei A. Werm. Berlin. ^
Bürgerliche Brauerei. Berlin.
Bürgerliches Brauhaus. Otto Müller. Berlin.
C. Habei's Brauerei. Berlin.
"F. W. Hoffinann. Werder a. H.
Gebrüder Joiry, Berlin.
Norddeutscve Brauerei. Aktien.Gesellschaft. Berlin.
Rädeberger Export-Bierbrauerei. Pichelsdorf bei Svandau.
Schultheiß' Brauerei, Aktien - Gesellschaft. Berlin (und Tivoli)
Spandauerberg-Branerci vormals C. Bechmann. W-llend bei
Dereiadbranerei Rixdorf. sThartottenburg.
BersuchS und Lehrbrauerei. Berlin.
Vicloria-Drauerei. Akllen-Gescllscdaft, Berlin.
Brauerei Wilhelmshöde, E. Lehmann. Berlin.
Germania-Brauerei, David & Marlin, Berlin.
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^verantwortlich für Redaktion und Verlag: H. Mattutat, Berlin 80., Wrangek-Str. 124. — Druck von Max Bading, Berlin SW.