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Forderungen
der
Berliner Krankenkassen an die Charite.
A. Betreffs der Baulichkeiten:
1. Außerdienststellling der hygienisch unbrauchbaren Krankenräumr.
2. Beschaffung genügender Räumlichkeiten durch Reuerrichtung von Pavil-
lons und Baracken.
3. Einrichtung von Nebenräumlichkeitrn in allen Kranken-Abtheilungen
für Wasch, und Bade- Einrichtung. KlosetS. intermistische Leichen-
Aufbewahrung re.
4. Verbesserung der Ventilation?- und Heiz. Vorrichtungen ,n einer der
Neuzeit entsprechenden Weise.
6. Freundliche Ausstattung der Krankensäle und Schaffung von Räumlich'
keilen für die nichtbeitlägerigen Kranken.
3. Betreffs der Kranken-Behandlung:
1. Unterstellung der Verwaltung und des gesaininten Wärterpersonals unter
die Oberleitung der Aerzte.
2. Rekrutiruiig des ärztlichen Assistenten- und Unter-Assistenten-Personals
durch wissenschaftlichen Wettbewerb. Zn diesem Wettbewerb sind auch
Militärärzte zuzulassen.
3. Anstellung eines ausreichenden und durchgebildeten Wärter-Personals.
4. Freundliche und liebevolle Behandlung der Patienten von der Aufnahme
bis zur Entlasfuntz; Fortfall der militärischen Disziplin und des
Kasernentones.
з. Beschaffung besserer, das heißt genügender, schmackhafter und abwechse
lungsreicher Kost.
v. Schnelle Ausführung der ärztlichen Verordnungen in bezug auf Arzneien.
Extradiät rc.
1. Völlige Freiheit der Kranken in bezug auf Verwendung-» Untezrichts-
und Demonstrationszivecke».
6. Völlige Freihcrt der Kranken in der Wahl ihrer Lektüre, Fortfall dex
religiösen und politischen Beeinflussung.
и. Rechtzeitige Benachrichtigung vom Ableben eines Kranken an An-
verwandte und Kassenvorstände.
IO- Unbeschränkter Zutritt zu -den Krankenhaus-Räumen für Kassen-Vor-
stände und die Arbeiter-Kontrollkommission.
0 Sprzial-Forderungen für die Neue Charite:
1. Wegfall aller gefängnisiartigen Einrichtungen und Maßregeln. Wegfall
aller Disziplinarstrafen, Gleichstellung der Geschlechtskranken mit allen
anderen Kranken in bezug auf Einpfang von Besnch"n, Ansgehrzeit,
Korrespondenz rc.
2. Schonung des Schamgefühls der Patienten und Behandlung derselben
lediglich als-Kranker und nicht als Zuhälter.
3. Absonderung der polizeilich eingelieferten Verbrecher, -Zuhälter und
Prostituirten von den übrigen Kranken. *
4. Ausführung der Operationen unter allen Kautelen ,nvder»er Operation?-
technik und damit Benutzung der der Wissenschaft zu Gebote stehenden
schmerzstillenden Mittel.
Me Kommission der Krankm-Kasse»
für den Noykott der Lharit«.
185. Forderungen der Berliner
Krankenkassen an die Charite
körpern und Amtsstuben für
eine wirksame Volkshygiene
kämpften.
Das aber hat sie eine
ganze Reihe von Jahren
mit Eifer und, wie wir
gesehen haben, nicht erfolg
los getan. Es lag in der
Natur der Sache, daß eine
solche freiwillige, im Hin
blick auf ganz bestimmte
Vorkommnisse ins Leben
getretene Körperschaft den
Anlaß ihrer Geburt nicht
ewig überleben konnte.
Kind der freien Ini
tiative und auf freiwillige
Beiträge angewiesen, hat
die Arbeiter-Sanitätskom
mission mit sehr bescheide
nen Geldmitteln gewirt-
schaftet. Nur im ersten
Jahre flössen die Einnahmen
reichlich. Sie bestanden zum
größten Teil aus einmaligen
Geschenken von einzelnen
und Arbeitervereinen, Ge
werkschaften, Krankenkassen
und geselligen Vereinen.
Der größte Teil derArbeiten
aber ward unentgeltlich ge
leistet. So konnte die Kom
mission am Schlüsse des
ersten Jahres, trotzdem sie
in diesem die Wohnungs
erhebung in der Sorauerstraße vorgenommen und die Denkschrift dar
über herausgegeben hatte, von einer Gesamteinnahme von 1006 Mk.
noch 350 Mk. vortragen. In der Liste der Kontrolleure und freiwilligen
Hilfsarbeiter finden wir neben gewerblichen Arbeitern auch eine nennens-
werte Anzahl von Kaufleuten und Angehörigen der akademischen Berufe,
unter den Ärzten, die für sie tätig waren, fehlt kaum einer der damals
oder später in der politischen Bewegung hervorgetretenen Mediziner.
So gehörten auch die zu früh verstorbenen Genossen Dr. Kurt Freuden
berg und Dr. Schönweiler ihrem Aerztekollegium an.
In dem Maße als die Choleragefahr abnahm, erlahmte das Interesse an
der Kommission. Bis zum Jahre 1896 erscheinen ihre Berichte im „Vorwärts"
ziemlich regelmäßig, dann werden sie seltener, und schließlich tauchen sie nur
von Zeit zu Zeit noch auf. Eine formelle Auflösung der Kommission ist
nicht erfolgt, ihr letzter Bericht erschien im „Vorwärts" vom 15. März 1903.