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gekennzeichnet, zwischen jenen Handlungen, die dem freien Willen
des Einzelnen unterliegen, und solchen, die in die Sphäre der regu
lierten Lebensführung des Staatsbürgers einbezogen werden sollen,
zwischen Individualismus und Sozialismus, prinzipiell zu unterschei
den, aber immer ist dieses Unternehmen mißglückt. Dank seiner Auf
fassung vom Individuum vermeidet der Sozialist das Dilemma, das,
wie man uns so oft erzählt hat, jeden erwartet, der Freiheit und Re
gierung versöhnen will. Der Sozialist betrachtet das Individuum nur
dann als etwas Vollständiges, wenn seine sozialen Beziehungen in seine
persönlichen Ziele eingeschlossen werden. Freiheit bedeutet für je
mand sowohl die Fähigkeit, in dem Komplexe seiner sozialen Bezie
hungen zu wirken, als auch die Möglichkeit, sein eigenes Selbst zu sein.
Tatsächlich sind jedoch diese beiden „Ziele“ überhaupt keine Ziele,
sondern nur Seiten eines und desselben Zieles. Nun entwickeln sich aber
die sozialen Verhältnisse eben dahin, das Überleben jenes Menschen
typus zu sichern, der für die gemeinsame Arbeit taugt, sich hierfür
eignet. Fähigkeit in der Konkurrenz schafft sich als Instrument eine
Organisation — z. B. die Trusts —, die bei dem angedeuteten Men
schentypus ein höheres Organisationsprinzip erheischt, z. B. den Sozia
lismus. Auf diese Weise wird eine Fähigkeit kooperativ zu schaffen
statt zu konkurrieren nicht allein ins Leben gerufen, sondern praktisch
verwertet. Die Konkurrenz endet in der Genossenschaft, und die wirk
liche Freiheit enthüllt sich.
So können wir in folgenden Sätzen unsern Gedanken zusammen
fassen: Das Individuum ist nur insofern frei, als ihm seine Verhält
nisse gestatten, frei zu sein. Die Freiheit, die in der Macht besteht,
sein eigener Herr zu sein, d. h. über Eigentum zu verfügen und über
sein Gewissen und Denken zu gebieten, muß von sozialen Regeln be
schirmt werden, weil sie keine dauernden Grundlagen haben kann,
wenn ihre Bedingungen von einer Klasse abhängen. Die wirtschaft
lichen Bedingungen der Freiheit davor zu schützen, daß sie unter die
Kontrolle von wenigen geraten, wird die charakteristischsten Hand
lungen des sozialistischen Staates bestimmen \
1 Sir J. F. Stephen legt in seinem Buche: Liberty, Fraternity, Equality dar,
Freiheit bedeute, daß man ungehindert Eigentum bis zu jeder beliebigen Höhe
erwerben könne; deshalb sei die Freiheit der Gleichheit entgegengesetzt. Die
einfache Überlegung aber sagt schon, daß eine solche Freiheit sowohl die Nega
tion der Freiheit wie der Gleichheit wäre.