Full text: Geld-, Bank- und Börsenwesen

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faltigkeit des Gepräges und das schwere Gewicht der Silbermünzen, sowie 
ferner die Unsicherheit der Landstraßen ließen es den zur Messe reisenden 
Kaufleuten nicht zweckmäßig erscheinen, größere Summen baren Geldes 
mit sich zu führen. Es wurde deshalb allgemein üblich, den Betrag, den 
man für die Einkäufe und als Reise- und Zehrgeld benötigte, einem der 
Bankiers soampsores, bancherii) der Heimat zu übergeben, um im Tausch 
dagegen eine Anweisung zu erhalten, die in dem fremden Orte, wohin 
man reiste, ausgezahlt werden sollte. Diese Anweisungen wurden, weil 
dabei häufig ein Umrechnen, ein U m w e ch s e l n der Geldsorte des einen 
Platzes in die des anderen stattfand, Wechsel genannt. 
In der ersten Zeit ihres Gebrauchs erfolgte ihre Abfassung regel 
mäßig in Gegenwart eines Notars. Der Geldwechsler fuhr selbst nach 
dem betreffenden Ort und händigte dort seinem Auftraggeber den Betrag 
aus. Der Wechsel enthielt ein Zahlungsversprechen des Ausstellers, es 
war ein eigener Wechsel. In späterer Zeit beauftragte der Geld 
wechsler einen an dem fremden Orte wohnenden Geschäftsfreund, für 
seine Rechnung den in der Urkunde angegebenen Betrag auszuzahlen. 
Wesentliche Erfordernisse der Urkunde, des Wechsels, waren: 
1. d i e V a l u t a q u i t t u n g, d. h. die Bescheinigung über den 
Empfang des Gegenwertes und 
2. d e r Z a h l u n g s a u f t r a g, d. h. die an einen in der Urkunde 
genannten Geschäftsfreund des Ausstellers gerichtete Aufforderung, 
eine genau angegebene Summe an den Überbringer der Urkunde 
zu zahlen. 
Als der Wcchselverkehr eine große Ausdehnung gewonnen hatte, wurden 
besondere W e ch s e l m e s s e n ins Leben gerufen. Berühmtheit erlangten 
die Messen der Champagne, auf denen die Wechselgeschäfte hauptsächlich 
von Genuesen und Florentinern betrieben wurden. 
Beispiel eines Wechsels aus dem Jahre 1895. 
Zahlet gegen diesen ersten Brief am 9. Oktober an Lucas von Goro 
45 Pfund. Sie sind der Gegenwert der Summe, welche ich von Masio Rena 
empfangen habe. Zahlet zur rechten Zeit und stellet die Summe aüf meine 
Rechnung. Christus behüte Euch! 
Bonromeo von Bonromei 
sendet Euch Grüße. 
Mailand, 9. März 1395.
	        
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