Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Geldes.
12
schränkung der Arbeitsteilung in der Regel so viel wie Beschränkung der
Arbeitsmöglichkeit (Arbeitslosigkeit).
Die Hauptschwierigkeiten des Handels wurden durch das Geld beseitigt.
Ohne das Geld wäre die Ausdehnung der Arbeitsteilung an den Schwierigkeiten
des direkten Tauschhandels gescheitert. Der Mensch fing erst dann an, Geschichte
zu machen, als die Einführung des Geldes ihm gestattete, sich auf die
Arbeitsteilung einzurichten.
Das Geld ist die Voraussetzung entwickelter Arbeitsteilung, und die
Arbeitsteilung steht auf den Schultern des Geldes. Als Vorbedingung ent
wickelter Arbeitsteilung kann man das Geld die Wiege der Kultur nennen.
Dies muß betont werden,- denn nur dann werden wir dem Geldwesen
das zu seinem Verständnis nötige Studium widmen wollen, wenn wir uns
überzeugt haben, daß von ihm und seiner Beschaffenheit unser Wohlergehen,
unser Dasein abhängig ist.
Und es muß dies um so mehr hervorgehoben werden, als die Entwicklung
des Scheck- und Wechselwesens vielfach die Meinung hat auskommen lassen,
das Geld spiele heute nur mehr eine untergeordnete Rolle. Man vergleicht
die 8 Milliarden Mark, die in Deutschland umlaufen, mit den 400 Milliarden
an sonstigem Reichtum (Häusern, Schiffen, Eisenbahnen) und glaubt an
diesem Verhältnis die Bedeutung des Geldwesens überhaupt ermessen zu
können. Das ist aber ganz und gar verkehrt. Diese 8 Milliarden darf man
nicht nach ihrem Betrage bemessen, um ihre Bedeutung zu verstehen, sondern
nach der von ihnen verrichteten Arbeit. Diese 8 Milliarden vermitteln einen
jährlichen Produktenaustausch von vielleicht 100 Milliarden, und da der
Austausch Vorbedingung der Produktion ist, so kann man sagen, daß die
8 Milliarden an Geld jährlich 100 Milliarden das Leben geben. Der gesamte
Reichtum an Häusern, Maschinen, Eisenbahnen, Schiffen ist, von diesem
Standpunkt aus betrachtet, eine Gabe des Geldes und zwar eine periodisch
sich wiederholende Gabe. Die Wechsel und Schecks haben zwar einen Teil
des Bargeldes ersetzt,- aber ist damit die volkswirtschaftliche Bedeutung des
Geldes nicht noch gewachsen? Gründet der Wechsel, der Scheck, das gesamte
Kreditwesen, sich nicht auf Bargeld, lauten nicht die Schuldverschreibungen
aller Art aus Geld, und stürzt nicht das ganze Gebäude an Wechseln,
Pfandbriefen, Staatsschulden, Obligationen usw. in sich zusammen, wenn
man ihm das Bargeld, seine Unterlage, entzieht?!
Das Kreditwesen hat also die Bedeutung des Geldes
nicht vermindert, sondern im Gegenteil außerordentlich er
weitert und vertieft?)
Wer sich davon überzeugen will, daß die Vernachlässigung des Geld
studiums, wie sie heute in allen volkswirtschaftlichen Schriften so auffällig
zu Tage tritt, durchaus ungerechtfertigt ist, der betrachte Anfang und Verlauf
der letzten amerikanischen Krise. 2n Amerika wurde ein Teil des umlaufenden
Geldes vom aufgeschreckten Publikum dem Verkehr entzogen, und diese
p Flürscheim vergleicht dies Verhältnis mit einer umgekehrten Pyramide, von der das
Geld die Spitze darstellt.